Alle denken nur an sich, . . .
By: Date: 24/09/2025 Categories: Adipositas,Arbeitslos,Geblogge!

Alle denken nur an sich, nur ich, ich denke an mich

Ein Mann wird von allen Seiten gezogen – Freunde, Familie, Job, Rest der Welt

Manchmal fühlt sich das Leben an wie ein Meeting, das nie endet. Jeder hat eine Agenda, jeder hat Erwartungen, und in der Mitte stehe ich mit meinem Kaffee, der kalt wird, bevor ich ihn austrinken kann.

Gestern sagte mein Vater etwas, das wie ein kleiner Hammerschlag klang. Es war nicht einmal gemeint als Schlag. Es war ein Satz, der mir die Luft nahm und zugleich alles erklärte. Später saß ich da und dachte über Erwartungen anderer nach, über Wünsche, über meinen Mangel an Energie und über meine Unfähigkeit, auch nur den halben Platz an Wärme zu geben, den von mir erwartet wird.

Ich versuche es allen recht zu machen. Immer. Ich habe mir dafür offenbar ein System angewöhnt, komplett mit Checklisten, Priorisierung und einem permanenten Alarmzustand. Ergebnis: Ich bin verzweifelt. Nicht die dramatische Art von Verzweiflung. Eher die bleierne, konstante Art, die sich in den Knochen einnistet, die mir sagt, nimm noch einen Task an, sag doch ja, sag doch nicht nein, stell dich nicht an. Meine Psyche läuft auf Volllast. Stresslevel 100 Prozent. Dauerbetrieb.

Wenn ich es ausspreche, klingt es fast lächerlich. Alle zerren an mir und ich zerreisse. Nicht metaphorisch. Eher so, als würde man ein altes T-Shirt in zwei Hälften reißen und hoffen, dass jemand daraus ein Patchwork Meisterwerk näht, das allen passt. Spoiler: macht es nicht. Es bleibt kaputt.

Ich könnte das jetzt dramatisch inszenieren. Ich könnte Akkordeonmusik auflegen, Nebelmaschine anschmeißen und eine Träne rollen lassen. Stattdessen packe ich es in Satire, weil das die einzige vernünftige Überlebensstrategie ist. Ironie ist wie Erste Hilfe für die Seele. Wenn du gerade denkst, das ist zynisch, dann hast du recht. Zynismus schützt. Für eine Weile.

Analyse und Kreislauf

Die Analyse, sachlich betrachtet, ist schnell gemacht. Warum fühle ich mich verantwortlich für die Bedürfnisse anderer? Weil ich es so gelernt habe. Weil Schweigen und Härte in meiner Kindheit als Antwort kamen, als ich Fragen stellte, die nicht gestellt werden durften. Weil ich gelernt habe, dass Nähe etwas ist, das mir abverlangt wird, statt etwas, das geteilt werden kann. Ergebnis: Ich halte alles zusammen, bis die Nähte platzen.

Und das führt zu einem unangenehmen Kreislauf. Ich leiste, ich gebe, ich kompensiere, ich schalte herunter, ich werde kritisiert, ich fühle mich noch schlechter. Dann mache ich mehr. Mehr Arbeit, mehr Versprechen, mehr Lächeln. Das ist ein schlechter Investmentplan. Keine Rendite. Nur Zinsen, die sich in Form von Gereiztheit, Rückzug und schlaflosen Nächten melden.

Strategien

Was mir hilft, wenn die Schraube zu fest angezogen ist. Das ist kein Patent, nur Dinge, die funktionieren oder wenigstens nicht komplett schaden.

  • Klare Prioritäten setzen. Echte Entscheidungen treffen.
  • Nein sagen ohne Theater. Nein ist kein Verbrechen, sondern ein Werkzeug.
  • Humor nutzen. Satire nicht als Flucht, sondern als Schutzhelm.
  • Professionellen Abstand wahren. Rollen klären, Grenzen ziehen.

Beispiele aus dem Alltag

Als mein Vater sagte, ich solle wieder arbeiten, war das kein Ratschlag. Es war ein Trigger, der meine Unsicherheit angezündet hat. Gleichzeitig gab es andere Menschen mit Erwartungen, die ich im Moment nicht erfüllen konnte. Ich habe versucht beides zu managen und dabei weder meinen Vater zu beruhigen noch die anderen zufrieden zu stellen. Schuldgefühle, Scham, das Gefühl, versagt zu haben. Alles gleichzeitig. Das ist kein Zustand, in dem gute Entscheidungen entstehen.

Radikale Ehrlichkeit

Was ich gelernt habe ist, dass Ehrlichkeit radikal ist. Nicht in der Art, Menschen zu verletzen, sondern in der Art, klar zu kommunizieren. Ich kann nicht alles leisten. Ich will nicht alles leisten. Und das ist in Ordnung. Punkt. Wenn ich anfange, das zu sagen, verändert sich die Gesprächsqualität. Manche Menschen reagieren darauf mit Verständnis. Manche nicht. Beide Reaktionen sind legitim. Meine Verantwortung ist die Wahrheit, nicht die Reaktion des Gegenübers.


Zum Schluss ein Appell an dich als Leser und ein Versprechen an mich selbst. Wenn du gerade auch das Gefühl hast, von allen Seiten gezogen zu werden, dann nimm das als Bestandsaufnahme an. Du musst nicht heldenhaft sein. Du darfst Prioritäten setzen. Du darfst Grenzen ziehen. Und du darfst dabei menschlich bleiben. Satire hilft, Ehrlichkeit heilt ein bisschen.

Ich weiß, wie das klingt. Es ist einfach zu sagen, schwer zu tun. Aber alles andere dient nur dazu, den Laden am Laufen zu halten bis nichts mehr geht. Wenn du mich suchst, ich bin der Typ, der lacht, obwohl er innerlich gerade vergisst zu atmen. Ich bin der Typ, der versucht, allen gerecht zu werden, und dabei vergisst, dass ich zual